Goch: Ijsbrandt Roovers verkauft Graefenthal

Ijsbrandt Roovers zeigt im Atelier von Haus Heijen die Büsten niederländischer Königinnen, die sein Vater, ein Bildhauer, einst schuf. Das Schlösschen ist der private Wohnsitz der Familie. FOTO: ARCHIV/nik

Goch. Seit diesem Monat gehört das ehemalige Zisterzienserinnenkloster bei Asperden der niederländischen Gruppe ADG, die dort seit Jahren Pächter ist. Weiterhin sollen Räume vermietet und Veranstaltungen organisiert werden.

Von Anja Settnik

Er wirkt erleichtert. Nicht unbedingt besonders fröhlich, denn das Objekt, für das er nun nicht mehr verantwortlich ist, war ihm sehr ans Herz gewachsen. Doch im Laufe der Jahre drückten die Sorgen immer mehr. Und die Erkenntnis, dass sein Sohn den Besitz eher nicht übernehmen möchte, brachte Ijsbrandt Roovers dazu, nach einem Kaufinteressenten zu suchen. Gefunden hatte er den eigentlich längst, doch erst einmal übernahm die Gruppe um Camiel Engelen die historische Anlage als Pächter. Jetzt wurden Nägel mit Köpfen gemacht: Seit März gehört Kloster Graefenthal der niederländischen Wohngemeinschaft, die nach mehreren Jahren des “Ausprobierens” überzeugt davon ist, im ehemaligen Zisterzienserinnenkloster bleiben zu wollen. Die Anlage bleibt öffentlich zugänglich, und der Förderverein kann seine Projekte fortführen.

Ijsbrandt Roovers ist “Schlossherr” von Haus Heijen bei Gennep. Der 70-Jährige hat das Anwesen von seinem Vater, dem Bildhauer Peter Roovers, geerbt und wird es seinem älteren Sohn Reindert überlassen. Der zweite Sohn, Pieter Hein, sollte Graefenthal, das 2004 von Ijsbrandt Roovers erworben wurde, eines Tages bekommen, aber er hat sich lieber etwas anderes gesucht. “Die Erkenntnis, dass ich mit der Aufgabe alleine dastehe, hat mich natürlich darin bestärkt, mich lieber von Graefenthal zu trennen”, erklärt der Niederländer. Weil er damals, 2004, mit großem Enthusiasmus an das Thema “Erhalt von Graefenthal” heranging und über viele Jahre hinweg engagiert seine Ideen verfolgte, fiel ihm der Schritt dennoch nicht leicht.

“In den ersten Jahren war alles eine Riesenfreude. Es gab öffentliche Mittel für die Restaurierung des Dachstuhls, die Stadt Goch stand hinter dem Projekt, wir konnten Hotelzimmer eichrichten, Räume vermieten. Nach dem Love-Parade-Unglück 2010 in Duisburg wurden jedoch viele Sicherheitsbestimmungen verschärft, plötzlich durften wir den wunderschönen Dachboden nicht mehr nutzen, erhebliche Investitionen in den Brandschutz wurden verlangt, außerdem wurde der Anschluss ans öffentliche Kanalnetz nötig. Und dann kam die Insolvenz des Gastronomie-Pächters.” Statt Touristen brachte Roovers auf Graefenthal bis zu 80 ausländische Saisonarbeiter unter. Als jedoch die Konjunktur in den Niederlanden bröckelte, blieben auch die weg.

“Es war Glück, dass ich die Gruppe Niederländer kennenlernte, die ein großes Haus suchte, in dem sie nach dem Prinzip ,ora et labora’ miteinander leben könnte. Einige arbeiten außerhalb, andere kümmern sich um Veranstaltungen und am Wochenende um den Café-Betrieb”, berichtet Roovers. Sie gründeten eine Firma, die ADG Management Group heißt und bis heute auf der Anlage Räume vermietet und Events organisiert.

Gemessen an der historischen Bedeutung des ehemaligen Klosters, das große Besitzungen in der Umgebung beiderseits der Grenze hatte und eine Zeit lang als Grablege der geldrischen Adligen diente, ist sicher besonders wichtig, dass Graefenthal ein mehr oder weniger öffentlicher Ort bleiben wird. “Ich gehöre weiterhin dem Förderverein an, und wir werden uns intensiv mit dem Vorhaben beschäftigen, in der Remise ein Museum einzurichten”, verspricht Roovers. Der Landschaftsverband Rheinland unterstütze den Plan, ein Dokumentationszentrum über die Geschichte des Gelderlands mit digitalisiertem Archiv zu erstellen. Die “echten” Akten und Urkunden aus vielen Jahrhunderten werden seit langer Zeit in Gaesdonck aufbewahrt. Klostereigentum, das Kirchen und Bürger der Region aufbewahren, werde, wenn es das Museum erst gebe, sicherlich nach Graefenthal zurückkehren, hofft Roovers. Der Förderverein rechnet mit finanzieller Unterstützung der NRW-Stiftung, der Euregio und der Provinz Gelderland.

Das Ensemble mit Elementen aus dem 13. bis 18. Jahrhundert, mit Kreuzgang und gerade saniertem Hochgrab Otto II. wird weiterhin zugänglich sein. Musik, Kunst und Märkte sollen auch zukünftig für Einnahmen sorgen, damit die neuen Eigentümer am Erhalt des Klosterguts Graefenthal arbeiten können.

Quelle: RP

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